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- Review Rebel Century 1.2 -

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R E B E L C E N T U R Y

News – und das Update 1.2/b

Wie es bei mittlerweile fast allen Programmierern üblich und für den Endverbraucher zu einem höchst angenehmen Quasi-Standard geworden ist, gibt es auch für die Freunde des REBEL CENTURY nun ein Update des Schachmotors. Nach einigem Einblick in die „Beweislage" kann mit Gewissheit gesagt werden, daß die neue Engine 1.2/b im direkten Spiel gegen andere Maschinen merkbar zugelegt hat sich aber auch auf Turnierspielstufe gegen selbst Gegner von herausragendem Format keine Blöße gibt, wovon noch zu berichten sein wird.

Zunächst soll jedoch kurz über den Ausgang des von der SCHROEDER B.V. ausgeschriebenen „Persönlichkeiten"-Wettbewerbs berichtet werden :

Ausgangslage war, daß die Firma zu einem Innovationswettkampf der Anwender aufrief, in der mittels der im Programm enthaltenen Möglichkeiten, die „Ursprungs-Persönlichkeit" des Motors neu zu definieren oder teilweise zu modifizieren, eine der Originalengine überlegene Einstellung gefunden werden sollte. Hierfür hatte das Unternehmen generöse 2.000 US $ als Preisfond ausgesetzt. Nach Auskunft von Ed erfreute sich dieser Wettbewerb ziemlich reger Beteiligung und es wurde auf der Website regelmäßig über den Stand der Dinge informiert. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Vergleich hatte man von Anfang an eine genau definiertes und allgemein bekannt gemachtes Verfahren festgesetzt, Ausführende war die REBEL crew selbst. Das angesetzte Vergleichsbarometer bestand aus einen gut abgestimmten Testpositionenset sowie natürlich direkten Partien unter verschiedenen Zeitkontrollen.

In der sog. „Kategorie 1" – Spielstärkezuwachs über alles – gelang es den Einsender allesamt nicht, die Originalsettings zu übertreffen, sodaß hier kein Preis vergeben wurde. In Eigenrecherchen hatte man in Holland jedoch herausgefunden, daß wenigstens einer der Schlüssel, die Engine zu verbessern, erfolgreich war : die Verringerung des Parameters „Schachwissen" um 25 %. So bedauerlich sich das auch auf den ersten Blick liest, zeitigt es, wie gesagt, merkbare Ergebnisverbesserungen gegen andere Maschinen und hat sich auch, soweit bislang ersichtlich, im Spielbetrieb gegen Menschen keineswegs als negativ bemerkbar gemacht. Was, nebenbei gesagt, der Diskussion um die Standpunkte Wissen contra Geschwindigkeit durchaus weitere Munition gibt, wie man bei SCHROEFDER B.V. übrigens auch selbst anmerkt.

Daneben gab es noch eine weitere Kategorie für Preiseverleihungen, „Taktik" nämlich. Hier war natürlich der vorgesehene Test Maßstab der Dinge und die Firma war angesichts des Nullergebnisses in der vorgenannten Kategorie dermaßen sportlich und kundenfreundlich eingestellt, daß man die Preisgelder für die drei Gewinner schlicht verdoppelte. Sieger wurden in Reihenfolge die Motoren der Herren :

ERIC CAMPOS

JEFF LIESCHER

CHRISTIAN BONNIN

Darüber hinaus vergab man noch einen bis dato nicht vorgesehenen Extrapreis für die zwei interessantesten Engines nach Sicht der SCHROEDER B.V. :

MARC van HAL kreiierte eine Engine, die er „Aljechin" nannte –

HOWARD EXNER lieferte eine Engine, die insbesondere taktisch enorm zugelegt hatte.

Nach Auskunft des Unternehmens zeichnet sich die „Aljechin" Engine insbesondere durch einen sehr effizienten Königsangriff und gelegentlich spekulatives Verhalten aus, in der sie Material gibt, um „übergeordnete Ziele" zu erreichen, will heissen : Aufbruch der gegnerischen Stellung u.a.m. Die „Exner-Engine" indes spielt insgesamt sehr balanciert, auf der anderen Seite gelegentlich wie ein „taktisches Raubtier", sobald sie irgendwelche Ressourcen für Angrifsverhalten bemerkt.

Neben der kaum noch aufzählbaren Flut an sonstigen freien „giveaways" aller Art (Partien, analysierte Eröffnungsbücher, Spezialbibliotheken u.v.m.) dieser vorbildlichen Website stehen selbstverständlich die neu kreierten und prämierten „Persönlichkeiten" zum freien download bereit. Ich habe mich zwei Tage lang selbst mit dem „Aljechin" Motor beschäftigt. Nach Lage der Parameter ist es mir in Teilen klar, warum die Engine anders spielt. Auf der anderen Seite ist mir überhaupt nicht einsichtig, wie das insgesamt über die ganze Partie zu einem derart anders angelegten Spielverhalten führen kann. Jedenfalls ist es ein wirklich interessanter, guter Motor und man kann über die Innovation dieses MARC van HAL nur staunen. Im Testbetrieb mit der „Exner Engine" hatte ich gelegentlich den Eindruck, als „säße" mir eine Mischung aus FRITZ + JUNIOR 6 mit einem Schuss CHESS TIGER gegenüber. Ich glaube, trotz der leider viel zu kurzen Zeit, die ich mit den beiden Motoren in der Vorbereitung auf diesen Artikel verbringen konnte, daß insbesondere in der letztgenannten Engine noch einiges an Potential für weitere Verstärkungen steckt. Beachtung soll natürlich auch dem neuen Update des Hauses, der Version 1.2/b geschenkt werden. Die Bezeichnung ist nicht vollständig offiziell; bei SCHROEDER B.V. ging man zunächst mit der Präsentation des 1.2. voraus, um jüngst nun das Update „b" zu präsentieren, was selbstverständlich die Fortschritte des Updates 1 beinhaltet. Was das rein Faktische anbelangt, so ist insbesondere natürlich der allgemeine Zuwachs an Geschwindigkeit insgesamt signifikant bemerkbar. So ist der Motor unter Blitz Bedingungen 2-3 mal schneller als das Original, bei längeren Bedenkzeiten werden – logischerweise – höhere Eimndringtiefen erreicht, man kann hier von bis zu zwei HZ plus ausgehen und unter Turnierbedingungen letztlich ist eine durschnittliche Rechentiefe von 11-13 HZ dokumentiert worden. Man sprach also zunächst von einer, speziell für direkte Computervergleiche, stark verbesserten Engine. Da das Programm nach meinen Eindrücken durch diese spezielle Gewichtung keineswegs zum positionellen Dilletanten verkommen war, habe ich mir zwar mit Blick auf das ewige + sinnarme Gerangel um irgendwelche Listenplatzierungen zwar meinen Teil gedacht, war mir aber einigermaßen sicher, daß der Motor seines sehr angenehmen, natürlich-positionellen Stils wohl kaum verlustig gegangen sein dürfte. In regelmäßiger Folge forderte REBEL und heute sein Nachfolger CENTURY über seine geistigen Väter ebenso bekannte wie starke Großmeister zu einer Partie oder einem kleinen Match heraus, und diesmal gab sogar ein Weltmeister der Vergangenheit, W.Symslov, seine Zustimmung zu einer Partie, die über das Intenet ausgetragen werden sollte. Gegen einen der allerstärksten Positionsspieler der mittleren Dekade würde sich dann ja weisen, in wieweit CENTURY noch seine vordem so bewährten Implements in Sachen Positionsverständnis u.a.m. behalten hatte oder ob sie denn final zugunsten purer Operandengeschwindigkeit geopfert worden waren.

Doch bevor ich auf dieses stark beachtete Ereignis des letzten Wochenendes eingehe, hier noch eine Aufzählung der bemerkenswertesten Veränderungen / Verbesserungen des Programmupdates :

Die Option „Schnelle Bewertung" beschleunigt die Performance insgesamt um bis zu 25 %.

Die Option „Schnelle Suche" beschleunigt die Performance insgesamt um bis zu 20 %.

Mittels SHIFT / F8 kann man das höchst interessante, programminterne Logfile an –oder abschalten.

„Strongest settings" –soll – einen Bug enthalten haben, der mir nicht bekannt ist – korrigiert.

Hauptvarianten werden nun extensiver dargestellt.

Nochmals hinzuweisen ist auf bereits vorhandene, interessante „Persönlichkeiten". Hier reicht die Bandbreite über SpitzenGM’s der Neuzeit, selbige der mittleren Dekade aber auch Kreationen wie „starker" oder „mittelstarker Vereinsspieler".

Die vordem wieder nativ implementierte Möglichkeit des Autoplay wurde....deaktiviert. Das allerdings verstehe nun, wer will. Mir jedenfalls entzieht sich hier jede Einsicht in die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens. Auf der einen Seite legt man allergrößten Wert darauf, die Engine „wettbewerbstauglicher" für reine Maschinenvergleiche zu tunen und andererseits entzieht man ihr die dafür notwendige Schnittstelle. Soweit mir bekannt, hat Ed, dazu befragt, sich in etwa folgendermaßen eingelassen : „....meine Aufgabe ist es, alles zu tun, was dem Programm nutzt und es spielstärker macht – und eben genau das habe ich getan...." – Ende des sinngemäß kolportierten Zitats. Kommen wir nun endlich zu der ausserordentlich interessanten Partie zwischen Ex-WM Smyslov und CENTURY 1.2/b. Frei gesagt, habe ich im Vorfeld CENTURY trotz allen unbestrittenen Vermögens nicht den Hauch einer Chance gegen diesen positionellen, menschlichen Schachriesen eingeräumt. Wer das nicht so recht nachempfinden kann, dem sei das Studium einiger Smyslov Partien angeraten. So manche seiner Werke sind in puncto Positions – und Endspielführung von lehrbuchhafter Qualität.

Jedenfalls :


Weiss        :  W.Smyslov

Schwarz      :  Rebel Century 1.2/b

ECO B 22     Sizilianisch mit c3; Alapin Variante        



1.e4 c5 2.c3 d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sf6 5.Sf3 Lg4 6.Le2 e6 7.h3 Lh5 

8.O-O Sc6 9.Le3 cxd4 10.Sxd4 Sxd4 11.Lxd4 Lxe2 12.Dxe2 Le7 13.Td1 

Dc6 14.Sd2 O-O 15.Dc4 Tfd8 16.Dxc6 bxc6 17.Kf1 Td5 18.Sf3 Tad8 19.c4 

T5d7 20.Ke2 Se4 21.Le3 Lf6 22.Txd7 Txd7 23.Td1 Txd1 24.Kxd1 a6 25.Kc2 

Sd6 26.Kb3 e5 27.Kb4 Sb7 28.c5 g6 29.Sd2 Le7 30.Sc4 f6 31.Sa5 Sd8 32.Kc4 

f5 33.b4 f4 34.Ld2 Kf7 35.Kd3 Lf6 36.g3 fxg3 37.fxg3 Ke7 38.Ke4 Kd7 

39.h4 Sf7 40.Lc3 Lg7 41.g4 Sh6 42.g5 Sf7 43.Lb2 Lh8 44.Lc3 Lg7 45.a4 Lh8 

46.Sc4 Ke6 47.Ld2 Lg7 48.Le3 Lf8 49.Sa3 h6 50.Sc4 hxg5 51.Lxg5 Lg7 52.Sa5 

Kd7 53.Sc4 Ke6      1/2-1/2 
Jeder Leser kann sich hiervon selbst ein Bild machen; ein erstes statement von meiner Seite sieht so aus, daß ich es wirklich nicht vermutet habe, daß CENTURY trotz fehlender Datenbankunterstützung dem Endspielkünstler auf dessen ureigensten Paradeterrain Paroli hat bieten können. Das war für mich das Beeindruckendste überhaupt an dieser Partie, die unter anderem auch einen interessanten Einblick in das Spielverhalten des Updatemotors gewährt : sowohl notwendige Abtäusche werden als solche erkannt und es wird nicht versucht, Interimslösungen zu generieren, um einer Vereinfachung entgegenzuwirken aber auch positionell korrektes Verhalten der Leichtfiguren in erstaunlich linearem Kontex war klar erkennbar. Natürlich könnte man an dieser Stelle – vordergründig sicher nicht zu Unrecht – einwenden, daß nach solch einer singulären Partie, wie positiv auch immer von der Spielanlage und vom Ergebnis her, keinerlei Rückschlüsse auf tatsächliche Verbesserungen zulässig sind. Das ist global sicher richtig, real ist aber zu entgegenen, daß sich sowohl mein Kollege PETER SCHREINER als auch ich uns mit den jeweiligen Rezensionsgegenständen im Vorfeld eines Artikels so intensiv wie nur eben machbar beschäftigen, um möglichst sichere Erkenntnisse jeder denkbaren Form von spekulativem Ansatz vorzuziehen und dem Leser für seine Meinungsbildung offerieren zu können. So kann ich dann eben guten Mutes bekräftigen, daß sich im allgemeinen Spielbetrieb und in meinen privaten Tests eben diese gezeigte Spielanlage des CENTURY nicht als die Ausnahme, sondern als das tatsächliche Reaktionsverhalten des Motors darstellt. Übrigens hat sich der Meister nach der Partie sinngemäß noch dahingehend eingelassen, daß er gewiss gelegentlich eine bessere Abwicklung hätte wählen sollen, er aber zu keinem Zeitpunkt der Partie einen klaren Gewinnansatz habe ausmachen können. Anstelle dessen lobte und beglückwünschte er CENTURY ganz ausdrücklich für dessen subtile und korrekte Endspielführung. – So viel zu den Bemerkungen des Ex-Weltmeisters über seinen elektronischen Widersacher.

Fazit :

Wieder einmal – wie schon bei den in den letzten Ausgaben von mir rezensierten Updates des JUNIOR und des FRITZ 6 aus dem Hause ChessBase feststellbar – ist es nun auch dem Programmierer Ed SCHROEDER und seinem Team gelungen, ein an sich schon hervorragend spielendes Programm in seiner originären Spielanlage wohl vollständig zu erhalten und darüber hinaus trotz der kurzen Zeit nachhaltig und bemerkbar zu verbessern.

Es bleibt Pflicht des Chronisten, darauf zu verweisen, daß ich mir den Re-implement des Autoplay Betriebes dringendst wünschen würde. Und wenn es nur wäre, um die mit absoluter Gewissheit aufkommenden, drögen Debatten einer dito gearteten aber umso lauthalsigeren Minderheit im Internet, die sich bei jeder, auch nur ansatzweise bietenden Chance sofort in Betrachtung irgendwelcher abstrusen, konspirativen Ideen ergehen, sofort jeden Spekulationsraum zu entziehen. Wie schon ausführlich dargelegt, ist die GUI (Oberfläche) des Programms trotz aller DOS Restriktionen über jeden Zweifel erhaben und bietet bei minimalen Ungereimtheiten fast optimalen Nutzen unter den vorherrschenden Umständen. Warten wir also auf den – wirklich – großen Wurf des holländischen Teams : CENTURY im zeitgemäßen Windows Gewand – und dann in der typischen Qualität und Stimmigkeit, die die DOS Vorgänger auszeichnet. Diese neue Engine, aber auch die treuen Fans, haben es ganz sicher verdient. Wem folglich an einem äußerst spielstarken Motor mit besonders „menschlicher" Attitüde und einem über alles stimmigen Spielverhalten interessiert ist, für den führt an diesem Update eigentlich kein Weg vorbei.

Detlef ELVIS Pordzik

Email : detlef-pordzik@teleos-web.de

 

 

 

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